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20 April 2020

Briefe gegen den Corona-Frust: Senioren müssen Geduld haben

Westsachsen/Zwickau.- Mit dem sogenannten Coronavirus hat sich das öffentliche Leben weltweit stark verändert: Geschlossene Läden, öffentliche Plätze, Parks und Spielplätze im Dornröschenschlaf, Menschen auf Distanz. Hinzu kommen Besuchsverbote und Quarantäne, die dazu führen, dass sich Menschen von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen. Von der Krisen-Situation und den massiven Einschränkungen besonders betroffen sind derzeit vor allem die vielen älteren Menschen in ihrem zu Hause oder in den Senioren- und Seniorenpflegeheimen. Diese sind durch die ausbleibenden Besuche ihrer Lieben sehr belastet. Zudem gehören sie einer Generation an, die weder mit sozialen Netzwerken, wie WhatsApp, Facebook, Instagram und Co., aufgewachsen ist, noch diese regelmäßig nutzt, um auf derart Kontakt zu ihren Lieben ausweichen und diese Zeit so gut es geht überbrücken zu können.
Inspiriert vom Wunsch, gerade diesen Menschen ein Gefühl von Gemeinschaft zu schenken, entstand Anfang April das Projekt „Brief an eine/n Unbekannte/n“. Die Idee dazu hatte das Team um die Gleichstellungs-, Ausländer-, Integrations- und Frauenbeauftragten der Stadt Zwickau. Aufgerufen wurden all jene, die gern schreiben, basteln und zeichnen, um älteren Menschen in Isolation mit ihrem ganz persönlichen Brief, ihrer Geschichte oder einem Bild zu sagen: Wir denken an euch!
Erlaubt war alles Positive, Erfreuliche und Kraft spendende. Der Kreativität jedes Einzelnen wurden keine Grenzen gesetzt. Die Reaktionen auf den Aufruf über Facebook, waren durchweg begeistert und motiviert: „Eine wunderbare Idee. Post kommt!“, „Toll, wir schicken was!“, „Finde ich super“ … Binnen weniger Tage gingen rund 100 liebevolle Sendungen ein: handgeschriebene Briefe und Postkarten, Gedichte, lustige Kurzgeschichten, tolle Kinderzeichnungen bis hin zu professionellen Aquarellen und kleinen Kunstwerken, aber auch Gebasteltes, Glaubensnachrichten und aktuelle Stadt-Fotos. Zu den Absendern gehörten neben unzähligen Privaten auch Kinder und Erzieher aus der Kita-Notbetreuung und der frühere Direktor des Puppentheaters, Heinrich Schulze. Somit konnten bereits vor Ostern in zwei ersten Zwickauer Pflegeheimen Sturm geklingelt und den Heimbewohnern je ein großer „Sack“ mit Post übergeben werden. Eingegangen sind aber auch liebevolle und dankbare Sendungen an die Pflegekräfte und Kita-Erzieherinnen in Notbetreuung, die am Gründonnerstag ebenso die Besitzer wechselten.
Nun gibt es bereits eine erste Rückmeldung aus dem Haus Schlobigpark. „Die Bewohner haben sich sehr über die liebevoll gestalteten Briefe gefreut! Nochmals vielen, vielen herzlichen Dank!“, schrieb eine Ergotherapeutin des Hauses. Wahrlich überrascht, zum Teil zu Tränen gerührt und äußerst dankbar wurden die vielen lieben Sendungen - teils auch mehrfach – (vor-)gelesen, angeschaut, weitergereicht und ausgetauscht. Sie spendeten allen Empfängern Kraft, Zuversicht und so manch kleinen Schmunzel-Moment.
Auch wenn sich die Ausgangseinschränkungen ab heute etwas lockern, gilt das Besuchsverbot in den Senioren- und Pflegeheimen auch weiterhin. Ein Grund mehr, die Aktion „Brief an eine/n Unbekannte/n“ fortzuführen, um auch in anderen Zwickauer Senioren- und Pflegeheimen und über die häuslichen Pflegedienste Freude und ein Gefühl von Gemeinschaft zu schenken. Etliche neue Briefe sind bereits schon wieder eingegangen und werden morgen Nachmittag (Di., 21. April, ca. 16 Uhr) an das Seniorenheim „Haus Muldenblick“ in der Talstraße übergeben.
Zum Mitmachen aufgerufen sind auch weiterhin alle, die gern schreiben, zeichnen und basteln. Gern kann das ganz anonym passieren. Wer möchte, kann seine Post aber auch mit einer Kontaktadresse oder Telefonnummer versehen, sodass – jetzt oder später - über den Gruß eine neue Verbindung entstehen kann.
Die Sendungen können gern persönlich, auf dem Postweg oder per E-Mail bei der Gleichstellungs-, Ausländer-, Integrations- und Frauenbeauftragte abgegeben bzw. gesendet werden. Hier wird alles gesammelt und die Weitergabe organisiert. Sicher ist: Jede einzelne Zuschrift, jedes gemalte Bild, jeder liebe Gruß erreicht in jedem Fall einen Menschen, der dies gerade jetzt dringend braucht!
Abgabemöglichkeiten:
   persönliche Abgabe: Briefkasten am Rathaus, Hauptmarkt 1
   per Post: Stadtverwaltung Zwickau, Gleichstellungs-, Ausländer-; Integrations-und Frauenbeauftragte, Hauptmarkt 1, 08056 Zwickau
   per E-Mail: ulrike.lehmann@zwickau.de, isabell.kuehnreich@zwickau.de, franziska.rauscher@zwickau.de

Quelle und Fotos: Stadtverwaltung Zwickau