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16 April 2025

Ausstellung: „Sonnensucher! Kunst und Bergbau der Wismut“

Westsachsen/Zwickau.- Im Kalten Krieg förderte die Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut in Westsachsen und Ostthüringen waffenfähiges Uran für die Sowjetunion. Zugleich war sie ein legendärer „Staat im Staat“ und sammelte in großem Stil bildende Kunst. Erstmals in Zwickau, an einem authentischen Ort der Wismut-Geschichte, gibt die am 9. April 2025 mit mehr als 200 geladenen Gästen eröffnete und bis zum 10. August 2025 zu sehende Ausstellung „Sonnensucher! Kunst und Bergbau der Wismut“ einen Überblick zur größten Kunstsammlung eines DDR-Unternehmens. Diese umfasst mehr als 4.200 Werke von 475 Künstlern. Im Rahmen einer Kooperation mit der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 wird die Wismut-Kunstsammlung in einer für breite Besucherkreise attraktiven Exposition gezeigt. „Sie ist eine beeindruckende Kunstausstellung“, so Constance Arndt, Oberbürgermeisterin der Stadt Zwickau, „und zugleich mehr als das: Sie zeichnet das Bild eines Unternehmens, das eine ganze Region auf vielfältige Weise prägte. Arbeitgeber, Umweltzerstörer und ‚Umweltheiler‘, Engagement in Sport und Kultur – all das macht die Wismut aus.“
Im Zentrum der Zwickauer Ausstellung, die vom Dresdner Kunstwissenschaftler Dr. Paul Kaiser, einem renommierten Experten für ostdeutsche Kunstgeschichte, kuratiert wird, stehen 90 Gemälde, darunter zwei neu entdeckte Wandbilder, und mehr als 130 grafische Arbeiten aus der Wismut-Kunstsammlung. Ergänzt wird diese umfassende Auswahl an Kunstwerken durch über 100 Fotografien sowie durch historisches Filmmaterial. In pointierter Weise sind zusätzlich Kunstwerke aus anderen Sammlungen integriert. Diese stammen etwa aus der Kunstsammlung Gera, der Sammlung Erzgebir­gische Landschaftskunst (KohleWelt) sowie aus privaten Nachlässen. Diese Leihgaben thematisieren das weitere Bergbaugeschehen im Raum Zwickau und in der DDR. „Im Mittelpunkt der Kunst, die von der Wismut angekauft oder beauftragt wurde,“ so Kurator Dr. Paul Kaiser, „stand immer der arbeitende Mensch und das bergmännische Leben. Das ist ihr einzigartiger kunsthistorischer Kern, der sie von anderen Sammlungen unterscheidet. Diese Hinwendung zur Arbeit verlieh der bildenden Kunst in der DDR eine enorme Breitenwirkung bei einem großen Kunstpublikum. Heute erscheint dieser Fokus wieder hoch aktuell in einer Gegenwart, in der die symbolische Neubewertung von Arbeit angesichts gesellschaftlicher Krisen zu den wesentlichen Herausforderungen unserer Zeit gehört.“
Die vom Gestalter Alexander Clauß umgesetzte Ausstellung folgt keiner strengen Chronologie und gliedert sich nach Themenclustern. Einerseits liegt der Fokus der Exposition auf den Werken der Wismut-Kunstsammlung der Wismut GmbH, die zwischen 1959 und 1990 entstanden. Andererseits werden die bis heute registrierbaren Nachwirkungen des Wismut-Bergbaus für Mensch, Gesellschaft und Umwelt dargestellt. Somit bietet das Vorhaben die Chance zur Vermittlung eines Gesamtbildes. Für Dr. Julia Dünkel, Geschäftsführerin der Wismut Stiftung gGmbH, ist das Ausstellungsprojekt die Möglichkeit, mit der gezeigten Kunst zugleich auf die vielfältigen und durchaus ambivalenten Facet­ten innerhalb des „Wismut-Universums“ aufmerksam zu machen. Zum Wismut-Erbe gehört auch die Kunstsammlung, die später punktuell an den entstehenden Präsentationsstandorten in der Neuen Landschaft Ronneburg in Ostthüringen und am Schacht 371 bei Aue-Bad Schlema sowie in kommen­den Kooperationsprojekten in verschiedenen Themenzuschnitten gezeigt werden soll. „Die sichtba­ren Spuren des Uranerzbergbaus sind in der Landschaft weitgehend getilgt, unsichtbar aber bleiben Langzeitfolgen, mit denen künftige Generationen umzugehen haben“, so Dr. Julia Dünkel. „Die Werke der Kunstsammlung erinnern an die ambivalente Geschichte dieses einzigartigen DDR-Unternehmens. Diese Kunst mit Partnern neu sicht- und diskutierbar zu machen, ist uns ein großes Anliegen.“
Quelle und Fotos: Stadtverwaltung Zwickau