15 Juli 2023

Jazz-Tage 2023: „Kind der Elbe“ erlebt Krönung mit Friedensgedanken

Westsachsen/Dresden/Zwickau.- Im Juni 2016 hatte, legendär, ein gesamtdeutscher Posaunenchor gegenüber der Brühlschen Terrasse in Dresden Zeugnis davon abgelegt, was ein Massenchor von 22.000 Bläserinnen und Bläsern und seine Dirigenten zu leisten imstande sind.
George Gershwin, Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Wolfgang A. Mozart wurden nun im Juli 2023 an gleicher Stelle in den verschiedensten Genres von einem Starorchester verjazzt. Das Air, die Elise, Sommertime und viele andere Ohrwürmer erklangen. Im warmen Licht der Abendsonne bildete ein Mambophony (Arr. Bruno Böhmer/Holger Fröhlich) mit Beethovens Ode „An die Freude“ aus der 9. Sinfonie und Weltstars seinen Höhepunkt und Abschluss.
Für die Interpretation genügte das Blech nicht. Verstärkung musste her. Die fand man bei Bläserinnen und Bläsern der Sächsischen Posaunenmission e.V. und auch Dresdner Jazz-Gruppen. Etwa 40 wurden gegen 22 Uhr auf die Bühne gebeten. Aus Dresden, Neustadt/Sa., Radeberg, Weistropp und Zwickau kamen die ehrenamtlich Freiwilligen. Das „Tutti“ war ihre Aufgabe, um den Eintrittspreis von 13 Euro moderat zu halten.
Ich bin ein Laienmusiker, Ich habe durch den Dienst im evangelischen Posaunenchor in einem langen Bläserleben wunderbare Erlebnisse gehabt, sehr viele. Aber das könnte die Krönung gewesen sein, die Idee der Ode mit dem Friedensgedanken „in die Welt geblasen“ zu haben. Mit dem Choral tat ich das tausendfach. Furchtbar sind doch die Auseinandersetzungen in Afrika und der Ukraine. Und wir sitzen im Wohlstands-Frieden.
Die EU-Hymne wirkte. Das Publikum, 2.500 Menschen etwa, tobte und veranlasste den Dirigenten, den 2. Teil der Ode im Mambo-Stil noch einmal vorzutragen. Der hatte mit der Probe am späten Nachmittag keine Not, die Bläser waren durch Versenden der Noten per Email und Selbststudium in Allem bestens vorbereitet. Querflöten und Saxophone wirkten auch mit.
Die begeisternde Musik ergänzten immer wieder die sich durch wechselndes Tageslicht wandelnden Bilder der wunderbaren Skyline Dresdens mit den historischen Raddampfern, die wegen Wasserknappheit in der Elbe bald wieder nicht mehr fahren können. Die und das weiche Pfeifen der Dampfer, ganz anders als die der Dampfloks, können ja auch Musik sein. Ich bin ein „Kind der Elbe“ und liebe dieses mehrstimmige Signal.
23 Uhr fuhr ich nach Hause, mit dem weit über Sachsen hinaus bekannten Kantor Matthias Grummet (Foto links) glücklich, mit viel Musik im Ohr und dem Gedanken: Es geht nicht(s) ohne Posaunenchöre.
Quelle: Karl-Ernst Müller
Fotos: Hans-Joachim Maquet