15 Dezember 2025

Millionengrab in Zwickau: Wer haftet für diesen Größenwahn?

Am Mega-Knast in Zwickau wird seit mehr als zehn Jahren
herumgebastelt. Bisher ohne nennenswertes Ergebnis.
Westsachsen/Zwickau.-
 Die Freistaaten Sachsen und Thüringen wollen die Verantwortung für den missglückten Mega-Knast in Marienthal loswerden. Deshalb wird für die Fertigstellung des Rohbaus ein Totalunternehmer gesucht. Ein Totalunternehmer (TU) ist ein Baupartner, der die Gesamtverantwortung für Planung und Ausführung eines Bauprojekts übernimmt, alles aus einer Hand anbietet – von der ersten Idee über Entwurf, Genehmigungen bis zur schlüsselfertigen Übergabe. Im Gegensatz zum Generalunternehmer (GU), der nur die Ausführung verantwortet, bindet der TU auch die Planungsleistungen in seinen umfassenden Vertrag mit dem Bauherrn ein, was diesem einen einzigen Ansprechpartner und geringeren Koordinationsaufwand bietet. Ob diese Gesamtverantwortung auch die bereits durchgeführten, bisher schief gelaufenen Planungen und Ausführungen betrifft, teilt der Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) nicht mit. Die Leistungen des TU werden im Wege eines Verhandlungsverfahrens mit Teilnahmewettbewerb mit kooperativem Ansatz vergeben. Die entsprechende Bekanntmachung zu dem Vergabeverfahren wurde unter der Vergabenummer 25M60352 bei der EU und auf der Vergabeplattform des SIB veröffentlicht.
Das derzeitige Gefängnis in Zwickau scheint für die
steigende Anzahl justizinterner Straftäter nicht mehr zeitgemäß.
Das Vergabeverfahren soll zweistufig durchgeführt werden. In der ersten Verfahrensstufe können sich interessierte Unternehmen zur Teilnahme am Verfahren bewerben. Die zweite Stufe umfasst mehrere Verhandlungsrunden und endet mit der finalen Angebotserstellung der Bieter. Der Zuschlag soll im 1. Quartal 2027 erteilt werden. Die bauliche Fertigstellung ist laut SIB-Plan für 2029 vorgesehen. In der Endphase der Bautätigkeiten beginnt begleitend die Inbetriebnahme und Einregulierung der technischen Anlagen. Die Aufnahme des Regelbetriebs der Justizvollzugsanstalt soll demnach Anfang 2030 stattfinden.
In Zwickau-Marienthal entsteht unter andauerndem Protest der Bevölkerung derzeit ein Mega-Knast mit 820 Haftplätzen. Dazu wurde bereits vor elf Jahren (2014) zwischen den Freistaaten Sachsen und Thüringen ein Staatsvertrag geschlossen. Demnach sind 370 Haftplätze für den Freistaat Thüringen und 450 Plätze für den Freistaat Sachsen vorgesehen. Bauherr ist der Freistaat Sachsen. Innerhalb der Gefängnismauer sollten bereits bis 2019 sechs Hafthäuser, ein Multifunktionsgebäude mit Besucherzentrum, eine Sporthalle und Arbeitsbetriebe entstehen. Bis 2030 soll noch ein Hafthaus für den offenen Vollzug außerhalb der Gefängnismauer dazukommen. Die Baukosten sind von ursprünglich geplanten 172 auf zwischenzeitlich veranschlagte 300 und Stand heute auf rund 500 Millionen Euro gestiegen. Ausgang offen...
Quelle: Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB)