26 Januar 2024

Missbrauch in der evangelischen Kirche: Auch Zwickau ist betroffen

Westsachsen/Zwickau.-
Nachdem gestern bekannt wurde, dass es - neben der katholischen - auch in der evangelischen Kirche massenhaft Missbrauchsopfer von Kirchenvertretern gibt, werden jetzt Stimmen laut, die eine Verantwortungsübernahme durch den Staat fordern. Man spricht von „externen Fachleuten und Beschwerdestellen“. Dass dies keinesfalls eine Garantie für eine saubere Aufarbeitung ist, zeigt ein Fall aus Zwickau.
Zum Missbrauch zählen neben sexueller Gewalt auch psychische und seelische Misshandlungen. Zumindest in diesem Bereich ist die Zwickauer Stadtkirchgemeinde (Foto) ganz vorne mit dabei. So sitzt in deren Vorstand eine Bundesrichterin, die während ihrer Zeit als Staatsanwältin in Zwickau im Schulterschluss mit Richtern und anderen Staatsanwälten dafür sorgte, dass eine Frau aus Werdau als Spielball der Justiz missbraucht wurde (WSZ berichtete). Trotz zahlreicher Proteste und Rücktrittsforderungen weigert sich der Kirchenvorstand vehement, die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen. Erst nach massivem öffentlichen Druck und Beschwerden beim Landesbischof erklärte sich der zuständige Superintendent überhaupt dazu bereit, ein Gespräch mit der Betroffenen zu führen. Das Ergebnis ist ernüchternd. Von Anteilnahme keine Spur, im Gegenteil: Je detaillierter die Ausführungen zum Missbrauch wurden, umso mehr zog sich das Gegenüber zurück. Gelegentlich huschte ein verlegenes Grinsen über das Gesicht des Kirchenmannes. Am Ende überließ er alles weitere dem Jüngsten Gericht.
Derzeit laufen Untersuchungen, in wie weit auch der Zwickauer Stadtkirchenvorstand in diesen Missbrauchsfall verwickelt ist. Sobald Ergebnisse vorliegen, werden sie hier in der WSZ veröffentlicht.