Zwickau/Planitz.- Mit Beschluss vom 4. Juli 2016 wurde der Abbruch der Industriebrache der ehemaligen Strickwarenfabrik MICADO in Oberplanitz - besser bekannt unter dem Namen „Aktivist“ - beschlossen. Langwierige Verhandlungen waren erforderlich, damit die Stadt der städtebaulichen Zielstellung des Rückbaus dieser Brache näher kommen konnte. Nach zahlreichen Voruntersuchungen und Planungen konnten die erforderlichen Bau- und Abbruchleistungen öffentlich ausgeschrieben werden. Am Montag, den 6. Februar 2017 ist es nun so weit: Die Rückbaumaßnahme „Aktivist“ startet mit ersten vorbereitenden Maßnahmen.
Zunächst erfolgen die Baustelleneinrichtung und Rohdungsarbeiten. Die Zustimmung der eigentlichen Abbruchleistung soll im Bau-und Verkehrsausschuss am 6. Februar 2017 erfolgen. Vorgesehen ist ein Komplettabriss, bei dem auch die Fundamente ausgebaut werden. Abschließend werden belastete Bodenbereiche ausgetauscht bzw. saniert.
Die Fläche wird nach Abschluss der Maßnahme bis auf weiteres als Grünfläche belassen. Vorgesehen ist der Aufbau eines sogenannten Artenersatzturms auf dem Grundstück als künftige Bruthilfe. Mit den Umweltbehörden wurden alle Maßnahmen abgestimmt.
Während der Abbrucharbeiten ist im Baustellenbereich und auf den angrenzenden Straßen mit Baulärm und Einschränkungen zu rechnen. Noch vor den Abbrucharbeiten soll auch das Wandbild „Lebensbaum“ des Künstlers Edgar Klier gesichert werden. Es wurden zwei Firmen beauftragt, das Wandrelief zu bergen und zu reinigen. Es ist großflächig mit Graffiti besprüht, einzelne Fliesen fehlen oder sind schadhaft. Mit der GIIZ (Gesellschaft für intelligente Infrastruktur Zwickau mbH) wurde eine Vereinbarung getroffen, dass das Wandrelief im ehemaligen Gebäude des Erlenbades und dem zukünftigen Firmensitz wieder angebracht wird.
Nach der zugrunde liegenden Kostenschätzung sind rund 1,2 Mio Euro aufzuwenden, um die alten Gebäude und Altlasten zu entfernen. Das Vorhaben wird zu 90 Prozent der förderfähigen Kosten über das Landesprogramm Brachenrevitalisierung durch den Freistaat Sachsen gefördert. Der Eigenanteil der Stadt beläuft sich auf rund 136.500 EUR.
Gegründet wurde die Strickerei im August 1910, damals als Firma „Junghans und Rößel“. Das erste Produktionsgebäude war damals ein Neubau in der heutigen Uthmannstraße 1. Begonnen wurde mit vier Strickerinnen, zwei Näherinnen und zwei Schuljungen als Handradspuler. Vier Jahre später zählte die Firma bereits 205 Arbeiterinnen und zehn Angestellte.
In den 1920ern erfolgten weitere Neubauten. Mit der Durchführung der Bodenreform im Herbst 1945 und dem Volksentscheid 1946 wurden die Fabrik-Gründer vollständig enteignet. Es entstanden zunächst zwei volkseigene Betriebe: der „VEB Vereinigte Planitzer Strickwarenfabrik“, der aus dem Werk Uthmannstraße 1 und dem Werk Hermannstraße 31 gebildet wurde und der „VEB Strickwarenfabrik Rekord“ in der Uthmannstraße 5. Im Februar 1951 wurden beide Betriebe in den „VEB Aktivist Zwickau“ vereint, zu dem später auch Werke in Schneeberg, St. Egidien und Treuen gehörten.
Produziert wurden überwiegend Ober- und Untertrikotagen sowie Badebekleidung für die DDR, das sozialistische Ausland sowie für diverse westdeutsche Unternehmen. Ab Juli 1990 nannte sich der Betrieb „MICADO Strickwaren GmbH“. Um 2002 ging das Unternehmen in die Insolvenz und im Jahr 2004 kam das endgültige Aus.
Quelle und Fotos: Stadtverwaltung Zwickau