Westsachsen/Zwickau.- Seit einigen Tagen sprudelt eine der schönsten und ältesten Brunnenanlagen der Stadt wieder: der imposante und wertvolle Schwanenbrunnen im nördlichsten Teilbereich der historischen Parkanlage Schwanenteich. Im ursprünglich aufwändig gestalteten Eingangsbereich der denkmalgeschützten Parkanlage wurden auf einer rund 2.500 Quadratmeter großen Gesamtfläche auch der Bereich um die Brunnenanlage, die Treppe nebst unterer Platzfläche, die Pergola-Konstruktion aus Naturstein und der angrenzende Rad- und Gehweg saniert.
Mit der Baumaßnahme konnte die Aufenthaltsqualität der früher schon intensiv genutzten Grünfläche nahe der Zentralhaltestelle und der Bahnhofstraße deutlich verbessert werden. Zudem stellt diese nun auch eine attraktive Verbindung zwischen Bahnhofsvorstadt und Stadtzentrum dar und kann wieder als Naherholungsraum und sozialer Treffpunkt für die Einwohner der Bahnhofsvorstadt fungieren.
Schwanenbrunnen
Die Entstehung des Schwanenteichparks und auch des Ensembles um den Schwanenbrunnen ist eng mit Zwickaus Geschichte verbunden. Der sagenumwobene Teich wurde einst nicht nur zur Fischzucht genutzt, sondern spielte als „Wehrteich“ eine wichtige Rolle bei der Stadtverteidigung. Mit dem Wachsen der Stadt während der Industrialisierung entstand seitens der Zwickauer der Wunsch nach einem „Ausflugsziel“. Diesem wurde auch durch Erweiterung des Schwanenteichgeländes in nördliche Richtung Rechnung getragen. Er beherbergt den Schwanenbrunnen und liegt heute zwischen der Reichenbacher- und der Alten Reichenbacher Straße.
Die Gestaltungsidee geht auf den Gartengestalter/Garteninspektor Carl Eduard Petzold zurück, dessen Entwurf aus dem Jahr 1866 in den Folgejahren umgesetzt wurde. Den Zwickauern ist Petzold unter anderem durch die Umgestaltung der Parkanlage des Schlosses Planitz bekannt, dem heutigen Sitz des Clara-Wieck-Gymnasiums.
Erst mehrere Jahrzehnte nach der Entstehung des nördlichen Parkteils wurde der uns heute bekannte Brunnen geschaffen. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein und die Eisen-Barth-Stiftung finanzierten damals das Bauvorhaben und schufen so nach 6-jähriger Bauzeit (1929-1935) einen der schönsten Zwickauer Brunnen.
Eine Zäsur erfolgte am Brunnen mit Ausbruch des 2. Weltkriegs. Die Schwanengruppe wurde abgebaut und eingeschmolzen. Seit 1945 ziert ein Neuabguss den Brunnen aus Naturstein.
Nach 85 Jahren Betriebszeit und zahlreichen baulichen und technischen Mängeln findet nun eine Sanierung seinen Abschluss, die im April 2019 begann. Mit Hilfe des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen der integrierten Stadtentwicklung konnten für die Maßnahme Fördermittel generiert werden.
Die finanziellen Mittel wurden u. a. dafür verwendet, rund 1.800 Quadratmeter Wege- und Platzflächen grundhaft zu sanieren. Gut sichtbar für Fußgänger und Radfahrer sind auch die 44 überarbeiteten Pergola-Pfosten einschl. der Metallkonstruktion, die in neuem Glanz erstrahlen. 12 LED-Elemente tauchen bei einbrechender Dunkelheit die Eingangsbereiche unter der Pergola in dezentes Licht. Über eine Freitreppe, die aus Bestandsmaterial gefertigt wurde, gelangt man auf die untere Platzfläche, die von Sitzmauern umsäumt ist.
Der Öffentlichkeit weitestgehend verborgen sind jedoch die unterirdischen Bauwerke. Bis in knapp 6 Meter Tiefe waren Tiefbauarbeiten notwendig, um Schachtanlagen, Pumpenstube und Wasserhaltungsschacht zu installieren. Von der Pumpenstube gelangt man über einen Verbindungsgang direkt unter den Brunnen. Hier befindet sich ein Teil der neu verlegten Trink- und Abwassertechnik. Auch die elektrischen Anlagen mussten im Zuge der Sanierung erneuert werden.
Ausbau Abschnitt Radroute 4
Der asphaltierte Weg entlang der Humboldtstraße zwischen der Alten Reichenbacher Straße und der Reichenbacher Straße ist Bestandteil der Radwegverbindung zwischen dem Marienthaler Bachweg und dem Stadtteil Planitz.
Der schrittweise Ausbau begann mit dem Abschnitt Radroute 4 unmittelbar vor dem Beginn der Bauarbeiten am Schwanenbrunnenareal. Ein weiterer bereits im Ausbau befindlicher Abschnitt innerhalb des Schwanenteichparks stellt die sogenannte Radroute 5 zwischen der Reichenbacher Straße und der Saarstraße dar.
Mit dem Aufbringen einer gelben Einstreudecke wird der Rad-/Gehweg im Bereich der Pergola in den Eingangsbereich um den Schwanenbrunnen eingebunden. Zugleich wird mit dem optischen Belagswechsel auf die besondere Führung der Wegstrecke durch das Bauwerk aufmerksam gemacht.
Auch dieses Projekt ist Teil des EFRE-Förderprogramms für eine nachhaltige attraktive Stadtentwicklung.
Kosten
Die Gesamtsumme beider Baumaßnahmen beläuft sich auf rund 865 TEUR, die sich aus 80 Prozent Fördermittel über den "Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Programm der Integrierten Stadtentwicklung (EFRE)" und 20 Prozent Eigenanteil der Stadt Zwickau zusammensetzen.