Stadtrat Sven Georgi (Zukunft Zwickau) beschwert sich: „Wenn der Bundespräsident am Dienstag im Rathaus mit ausgesuchtem Publikum diskutiert, bleiben wir als Zwickauer Stadträte außen vor.“ Das sei vor dem Hintergrund der Aktion vom Samstag geradezu grotesk. „Auf der einen Seite wird zugelassen, dass auf dem Rathausbalkon die FDJ-Flagge gehisst wird, auf der anderen Seite will man zu einer Diskussionsrunde die betroffenen Kommunalpolitiker nicht zu Wort kommen lassen“, so Georgi. Mathias Merz, Pressesprecher der Stadtverwaltung sagt: „Wir können nicht alle Stadträte einladen. Der Platz reicht dafür nicht aus.“ Deshalb sollen nur die Fraktionsvorsitzenden Zugang bekommen. Sven Georgi ist empört: „Ich bin als Einzelfraktionsmitglied automatisch Vorsitzender. Also was soll das?!“
Bereits seit Freitag früh waren die Aktivisten mit der Kampagne „30 Jahre sind genug! Revolution und Sozialismus!“ an verschiedensten Stationen in Zwickau zu sehen. Kattrin Kammrad, Vorsitzende der FDJ, berichtet, dass man fast den gesamten Freitag vormittag vor und im Beruflichen Schulzentrum „August Horch“ verbrachte. Die künstlerischen Mittel, der auf dem Dach liegende Trabi mit Hyäne (Foto unten) seien nicht ohne Wirkung geblieben. „Die Reaktionen gingen in alle Richtungen“, so Kammrad: Eine aufgebrachte Gruppe an Schülern, die „Ost, Ost, Ostdeutschland“ skandierten, aber ruhig wurden, als gegenskandiert wurde: „Was ist unsere Antwort auf Krieg und Faschismus? Revolution und Sozialismus!“, ein diskutierfreudiger Schuldirektor, der partout nicht erkennen konnte, wo der Plan liege, den Sozialismus wieder aufzubauen und den Schülern, die die Hyäne auf dem Trabi scheußlich fanden, weil man ihn viel besser noch hätte tunen können.
Bereits am Freitag nachmittag demonstrierte der Zug durch die Zwickauer Innenstadt. „Dass es die FDJ noch gibt, hätten wir nicht geglaubt“, ist nicht nur einmal zu hören. Ein Polizist, der mit den Aktivisten vom Balkon sprach, meinte denn noch, dass das auch im Sozialismus nicht erlaubt sei.
Quelle und Fotos: Kampagnenbüro der FDJ