Westsachsen/Zwickau.-
In Kooperation mit dem BARMER Teledoktor bieten wir Ihnen ab sofort
jeden Monat die Möglichkeit, über ausgewählte Gesundheitsthemen mit
Fachexperten ins Gespräch zu kommen. Heute zum Thema
Ernährung in der Schichtarbeit.
Von Jahr zu Jahr steigt der Anteil der Berufstätigen in Deutschland,
die in Schichtarbeit arbeiten. Laut Informationen des
Bundesarbeitsministeriums waren es im Jahr 2015 15,6 Prozent aller
Erwerbstätigen. Vor allem in der Auto- und chemischen Industrie, in der
Gesundheits- und Pflegebranche sowie bei Polizei und Feuerwehr ist die
Schichtarbeit weit verbreitet. Immer mehr Menschen entscheiden sich dazu
auch in der Nachtschicht zu arbeiten. Eine bessere Bezahlung und die
leichtere Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellen dabei die
Hauptgründe dar.
Die innere Uhr läuft anders
Menschen, die nachts und am Wochenende arbeiten, haben ein
erhöhtes gesundheitliches Risiko. Laut verschiedener Studien
steigt das Unfallrisiko nach nur einer Nachtschicht deutlich an,
denn die Arbeit nachts ist für den Menschen physisch und
psychisch belastender als die gleiche Arbeit tagsüber. Die innere Uhr des
Menschen wird durch den Tag-Nacht-Rhythmus gesteuert, genauer gesagt
durch natürliche Signale wie Tageslicht, Dunkelheit und Alltagsgeräusche.
Nachts schaltet der Körper naturgemäß auf Erholungsmodus. Die
Körperfunktionen werden eingeschränkt, Körpertemperatur und Blutdruck
sinken, Puls, Herzschlag und Atmung werden langsamer und die
Verdauungsleistung nimmt ab. Durch die Schichtarbeit werden diese
physiologischen Mechanismen übergangen. Der Mensch arbeitet
und isst entgegen seines natürlichen Rhythmus. Die Folgen dieses
unnatürlichen Arbeits- und Ernährungsverhaltens können kurzfristig
Schlafstörungen und Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Völlegefühl und
Verstopfung sein. „Langfristig betrachtet, erkranken Schichtarbeiter häufiger
als Nicht-Schichtarbeiter an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht
oder Diabetes mellitus Typ 2“, erläutert Ingeborg Geyer,
Regionalgeschäftsführerin der BARMER in Zwickau.
Wie kann die Ernährung an das Schichtsystem angepasst werden?
Geplante Mahlzeiten vor, während und nach der Schicht können
dazu beitragen, das Wohlbefinden zu steigern und Leistungstiefs
während der Arbeit zu reduzieren. Dafür sollte versucht werden,
die Hauptmahlzeiten immer im gleichen Zeitraum zu essen, auch
wenn sich die Arbeitszeiten ändern. „Feste Essenszeiten bringen
dem Körper eine Regelmäßigkeit, die es leichter macht, wechselnde
Arbeitszeiten zu tolerieren und damit auch Verdauungsbeschwerden
und Appetitlosigkeit vorzubeugen. Darüber hinaus können
Heißhungerattacken und eine damit einhergehende unerwünschte
Gewichtszunahme verhindert werden“, so Geyer. Bei der Frühschicht
empfiehlt es sich, vor Beginn der Arbeit einen Snack als kleines Frühstück
einzunehmen. Bei der Arbeit folgen dann ein normal großes Frühstück
sowie eine warme Hauptmahlzeit als Mittagsmahlzeit. Eine
Zwischenmahlzeit am Nachmittag und das Abendessen können zuhause
gegessen werden. Bei der Spätschicht können die ersten Mahlzeiten des
Tages zuhause eingenommen werden. Nach dem Mittagessen startet der
Arbeitstag, in dem eine Zwischenmahlzeit und das Abend essen
fallen.
Nachtschicht - die größte Herausforderung für den Körper
Um den Körper nicht durch große, schwer verdauliche Mahlzeiten zu
überfordern, sollte man nachts lieber auf mehrere kleine und fettarme
Mahlzeiten setzen. „In der Praxis erweist sich ein leichtes Abendessen
vor dem Beginn der Nachtschicht als günstig. Wenn möglich, sollte dann
etwa um Mitternacht eine kleine, warme Mahlzeit folgen. Diese wärmt den
Körper und wirkt so dem natürlichen nächtlichen Absinken der
Körpertemperatur entgegen“, empfiehlt Geyer. Dafür bieten sich Suppen,
Brühen oder Rührei an. Wenig geeignet sind sehr fettreiche Speisen wie
Pommes, Bratwurst oder Bratkartoffeln.
Um bis zum Ende der Schicht fit zu
bleiben, hilft es, etwa um drei Uhr eine weitere kleine Mahlzeit
einzunehmen. Diese hilft in der besonders kritischen Zeit, zwischen drei und
vier Uhr nachts, der Müdigkeit zu trotzen. Die altbewährte Tasse Kaffee ist
hier fehl am Platz. Diese sollte spätestens um Mitternacht getrunken
werden, damit das Einschlafen nach der Nachtschicht nicht gestört wird. In
diesem Zeitraum kann auf entkoffeinierte und ungesüßte Getränke, wie zum
Beispiel Mineralwasser und Grüner Tee zurückgegriffen werden. Nach dem
Ende der Schicht sollte vor dem Schlafengehen ein kleines Frühstück
verzehrt werden. Dieses kann frühzeitigem Aufwachen entgegen wirken.
Ratgeber Ernährung: www.barmer.de/s000014
Gemeinsam mit der BARMER bieten wir unseren Leserinnen und Lesern die
Möglichkeit, während unserer Telefonaktionen mit Fachleuten zu sprechen.
Am kommenden Donnerstag, den 14. September erreichen Sie Dr. Michael
Werner unter der Hotline:
(089) 48059 584.
In der Zeit von 17 bis 19 Uhr können Sie alle Fragen zum Thema
„Ernährung“ stellen.
Quelle und Fotos: BARMER