Zwickau.- Notrufe spielen eine entscheidende Rolle in der Rettungskette, in der jede Minute zählt. Wenn ein Notfall eintritt und die Notrufnummer gewählt werden muss, stellt das für fast alle Menschen eine Ausnahmesituation dar. In solch einem Fall ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und zu vermitteln. Die neue standardisierte Notrufabfrage mittels der Software NOAS+ hilft dabei. Diese kommt ab 1. August auch in der Integrierten Regionalleitstelle Südwestsachsen, zum Einsatz und wurde heute im Rahmen eines Pressetermins in der Berufsfeuerwehr, Crimmitschauer Straße 35 vorgestellt.
Über eine skriptgestützte algorithmische Abfrage des Notrufgespräches ermittelt sie die wesentlichsten Informationen. Am Ende der erfolgreich durchlaufenen Notrufabfrage mit logischen Einstiegs- und Schlüsselfragen stehen dem Leistellendisponenten dann etwa 47.000 bereinigte und eindeutige Einsatz-Codes („Diagnosen bzw. Meldeergebnisse“) zur Verfügung, die automatisiert nach einer Logikprüfung an das Einsatzleitsystem (ELS) zur weiteren Disposition übergeben werden.
Die standardisierte Notrufabfrage unterstützt nicht nur das verantwortungsvolle Handeln des Leitstellendisponenten, es ermöglicht auch Soforthilfe. Der Leitstellendisponent, der den Notruf angenommen hat, bleibt nach erfolgter Notrufabfrage am Telefon und hilft dem Anrufer mit ersten Sicherheitshinweisen und Anweisungen zu Sofortmaßnahmen. Die neue Software unterstützt ihn dabei mit ganz konkreten Handlungsabläufen. Mit Hilfe der standardisierten Notrufbearbeitung können beispielsweise Krankheitssymptome oder Unfallmechanismen genau erhoben werden. Mit gezielten Hinweisen für den Anrufer kann die Zeit bis zum Eintreffen der professionellen Hilfe somit optimal überbrückt werden. Im Bereich des Rettungsdienstes sind dies zum Beispiel allgemeine Hinweise zur Lagerung und Überwachung der Patienten, zur Blutstillung bei Verletzungen bis hin zur Herz-Lungen-Wiederbelebung oder der Anleitung einer Geburt. Besonders bei Reanimationen ist der Disponent - nach den neuesten ERC (Europäischer Wiederbelebungsrat) Leitlinien für die Wiederbelebung - verpflichtet, detalliert anzuleiten.
Die Software „NOAS+“ der Firma „NOAS Notrufabfragesysteme GmbH“, mit Sitz im oberbayrischen Egling-Deining, wurde speziell für den deutschsprachigen Raum entwickelt. Sie gibt dem Leitstellendisponenten Rechtssicherheit und wirkt stressmindernd auf Disponent und Anrufer, da keine Fragen vergessen werden können.
Die Meldeergebnisse und Diagnosen wurden vorab durch die beiden leitenden Notärzte, Dr. Kathleen Dittrich-Überfeld und. Dr. Bernd Krämer, vom Rettungszweckverband Südwestsachsen geprüft und die Ergebnisse der Abfrage im Rettungsdienst auf die regionalen Gegebenheiten überarbeitet und optimiert.
Zur Ergebnisoptimierung im Einsatzbereich der Feuerwehr wurden die beiden Landkreise, vertreten durch die Kreisbrandmeister Thomas Wende (Landkreis Zwickau) und Gerd Pürzel (Vogtlandkreis), mit ins Boot geholt.
In Sachsen gibt es insgesamt fünf Leitstellen. Diese befinden sich in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Ostsachsen. Eine weitere Leitstelle gibt es noch in Freiberg. Diese soll zukünftig Chemnitz zugeordnet werden. Alle Leitstellen sind bereits mit der Software NOAS ausgestattet. Die Dresdener Leistelle startete im April dieses Jahres als erste aktiv mit der standardisierten Notrufabfrage mittels des neuen Programms - allerdings nur im Bereich Rettungsdienst. Nun zieht Zwickau nach und geht einen Schritt weiter, denn hier kommt die neue Software nicht nur im Rettungsdienst sondern auch im Bereich Feuerwehr zum Einsatz.
Von April bis Juni 2018 wurde das gesamte Personal der Integrierten Regionalleitstelle Südwestsachsen geschult. Die Modul-Schulungen zu den Themen „Abfrage Rettungsdienst“, „Abfrage Feuerwehr“ und „Abfrage des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes“ übernahmen speziell ausgebildete Mitarbeiter (Multiplikatoren) der Berufsfeuerwehr Zwickau.
Für die Zukunft ist die Einführung eines Qualitätsmanagements vorgesehen, um die rund 90 Disponenten der Zwickauer Leitstelle im Umgang mit der Software und der Abfragemodalitäten noch sicherer zu machen.
Die neue Software kostet 200.000 Euro und wird über den Rettungszweckverband und die Krankenkassen finanziert.
Quelle und Fotos: Stadtverwaltung Zwickau